„Die Automobilindustrie steht vor den größten Herausforderungen ihrer Geschichte“

VW-Manager Dr. Kallenberg hielt Vortrag beim Industrie-Verein – Roboter-Taxen, alternative Antriebe und neue Mobilitätskonzepte

Autonomes Fahren, alternative Antriebe und sich verändernde Mobilitätskonzepte: In den nächsten zehn Jahren wird es in der Automobilindustrie größere Veränderungen geben, als je zuvor. Davon ist Dr. Robert Kallenberg, Leiter strategische Planung bei VW, überzeugt.

Am Montagabend hielt der Top-Manager auf Einladung des Industrie- und Wirtschaftsvereins für Peine und Umgebung einen Vortrag im Gildesaal des Schützenhauses.

Vorsitzender Gordon Firl begrüßte zunächst die mehr als 100 Vereinsmitglieder und Gäste, darunter Landrat Franz Einhaus und Bürgermeister Klaus Saemann (beide SPD). Anschließend stellte Vorstandsmitglied Stefan Honrath, über den der Kontakt zum Referenten zustande kam, den Werdegang Dr. Kallenbergs vor – vom Maschinenbau-Studium über Forschungstätigkeiten und Stationen bei Porsche bis hin zu VW.

Dr. Kallenberg verdeutlichte, dass sich Autohersteller mehr und mehr auf neue Geschäftsmodelle konzentrieren müssten. Entwicklung, Produktion und Vertrieb sei das klassische Modell, doch künftig würden Fahrzeuge wohl eher nach Bedarf genutzt, wodurch ganz neue Konzepte erforderlich seien. Roboter-Taxen seien keine utopischen Zukunftsvisionen mehr, sondern könnten schon ein paar Jahren auf deutschen Straßen rollen.

Die Technik sei dabei nicht das Problem. Als Beispiel nannte Dr. Kallenberg den neuen Audi A8, in dem ein so genanntes „Level-3“-Assistenzsystem zum Einsatz kommt. Von dieser Technik seien es nur noch zwei Schritte bis zum völlig autonomen Fahren (Level 5). Bei letzterem gebe es aktuell vor allem noch rechtliche Hürden, da im Zweifel der Hersteller in die Haftung genommen werden könnte.

„Volkswagen setzt auf fünf Bausteine für nachhaltige Mobilitätslösungen“, erklärte der VW-Manager. An erster Stelle stehe die Weiterentwicklung konventioneller Antriebe, da diese auch im Jahr 2025 noch in 75 Prozent aller Fahrzeuge des Konzern würden und damit immer noch das Rückgrat des Produktprogramms ausmachen würden.

Zweiter Punkt sei die Entwicklung und Produktion effizienterer Batterien für Elektrofahrzeuge. An dritter Stelle stehe die Schaffung einer besseren Ladeinfrastruktur in ganz Europa, damit auch die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen steigt. Als viertes Feld führte Dr. Kallenberg das autonome Fahren an, „dass wir alle hier noch erleben werden.“ Fünfter Baustein seien Mobilitätsdienstleistungen wie etwa Robo-Taxen.

Für den Vortrag gab es reichlich Applaus und auch noch Gelegenheit, Fragen zu stellen, die der Manager auch ausführlich beantwortete. Daran schloss sich ein gesellschaftlicher Teil mit einem gemeinsamen Abendessen an, bei dem noch ausgiebig über die Themen diskutiert werden konnte.

Text: Michael Lieb, Peiner Allgemeine Zeitung
Fotos: Thomas Freiberg