Ein richtiges Näschen hat der Vorstand des Industrie- und Wirtschaftsvereins Peine bewiesen: Bei der Mitgliederversammlung im Gildesaal der Schützengilde hatte man als Referentin mit Bärbel Heidebroek eine namhafte Vertreterin der Windenergie-Branche eingeladen. Wie sehr deren lebendiger Vortrag die etwa 80 Entscheidungsträger aus dem Landkreis Peine erreicht hat, war an den intensiven vertiefenden Gesprächen beim anschließenden gemeinsamen Essen deutlich zu erkennen.

Heidebroek ist Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie (BWE), Vizepräsidentin der IHK Braunschweig und als geschäftsführende Gesellschafterin der Landwind-Gruppe erfolgreiche Unternehmerin im Bereich der Erneuerbaren Energien. Die Gruppe beschäftigt knapp 100 Mitarbeitende – darunter rund 40 Prozent Frauen, die in allen Funktionen und auf allen Ebenen tätig sind – und betreibt unter anderem mehr als 120 Windanlagen. „Die Windenergie ist mein Herzensthema“, sagt die 53-jährige studierte Agraringenieurin. Sie skizzierte zunächst die Entwicklung der 2001 gegründeten Landwind-Gruppe, die mittlerweile auch in den Bereichen Biogas und Photovoltaik erfolgreich unterwegs ist.

Foto: Ralf Büchler

Erneuerbare Energien als Jobmotor

„Ich sehe den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland als Jobmotor. Schon jetzt gibt es in diesem Bereich rund 300.000 Arbeitsplätze – mit stetig steigender Tendenz“, sagte sie und scheute den Vergleich zur Braunkohle nicht, die wegen des Wegfalls von Arbeitsplätzen immer wieder in den Schlagzeilen ist: Dort gebe es zurzeit noch rund 20.000 Beschäftigte, von denen 10.000 bis 2030 in den Ruhestand gehen. „Natürlich ist der Wegfall des Arbeitsplatzes aber individuell immer ein schwerer Schlag“, räumte sie ein.

Tipps hatte sie bezüglich der Akzeptanzsteigerung von Windanlagen: „Die Bevölkerung möchte verstehen, was passiert. Wenn man offen und verständlich kommuniziert, ist auch die Akzeptanz da“, sagte Heidebroek. Ihrer Einschätzung nach sollten die Anlagen vom Mittelstand betrieben werden, nicht von den großen Energie-Anbietern. „Dann haben die Kommunen Ansprechpartner vor Ort, und die Gewerbesteuer fließt in die Kommune, in der eine Anlage betrieben wird“, zählte die Fachfrau Vorteile auf.

Aber sie formulierte im Namen der Branche auch einige Wünsche: So seien stabile Rahmenbedingungen und eine verlässliche Politik auch über Regierungswechsel hinaus unverzichtbar, wenn die Branche sich in Deutschland entwickeln soll. Ansonsten seien Abwanderungen, wie in den vergangenen Jahren zu beobachten, nicht zu vermeiden. Bei der Bearbeitung von Anträgen sei ein Umdenken hin zu mehr Entscheidungsfreude und auch mehr Entscheidungsfreiheit für Kommunen, die der Sache offen gegenüberstehen, wünschenswert. „Zudem brauchen wir schnelle, unkomplizierte und einheitliche Genehmigungsverfahren – am besten digital“, regte Heidebroek an.

Der Industrieverein hat einen neuen Vorstand

Dem Vortrag vorausgegangen waren Vorstandswahlen. Sie brachten folgendes Ergebnis: Alter und neuer Vorsitzender ist Stefan Honrath, sein Vertreter Phillip Benckendorf, Geschäftsführer ist nach wie vor Johann-Heinrich Bremer. Als Beisitzer wieder gewählt wurden Armin Fieber und Wolfgang Christmann. Neu im Vorstand sind Carolin Dolle (Schatzmeisterin) sowie als Beisitzer Ingmar Müller. Dr. Thomas Lautsch und Dr. Franziska Gromadecki.

Nicht mehr im Vorstand vertreten sind Matthias Härke, Borries Raapke, Thomas Kreisel, Dominikus Penners und Gordon Firl. Sören Stolte löst als Vertreter der Peiner Kaufmannsgilde Jan Philip Colberg ab. „Gordon Firl hat als zweiter Vorsitzender maßgeblich dazu beigetragen, dass der Industrie- und Wirtschaftsverein bei den Kommunen als Stimme und Ansprechpartner bei Themen, die die Wirtschaft betreffen, wahrgenommen wird“, lobte Honrath das Wirken des früheren MMO-Geschäftsführers, der jetzt in Rostock tätig ist. Beim langjährigen Schatzmeister Matthias Härke seien die Finanzen jederzeit in guten Händen gewesen, und Thomas Kreisel, der zeitweise das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden inne hatte, „hat Probleme nicht hinter schönen Worten verschleiert, sondern sie offen angesprochen“.

Quelle: Peiner Allgemeine Zeitung